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 Leitfaden: Asymmetrische Kriegsführung (Öffentlich) [2019 erstellt, Veidt]

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Orodaro

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BeitragThema: Leitfaden: Asymmetrische Kriegsführung (Öffentlich) [2019 erstellt, Veidt]   Leitfaden: Asymmetrische Kriegsführung (Öffentlich) [2019 erstellt, Veidt] EmptyFr Jul 17, 2020 2:59 pm

[Dieser Text wurde vom Spieler Veidt erstellt.]

Das Kontern von Asymmetrischer Kriegsführung
von Alexander Veidt

Einleitung
Es gibt zunehmende Beweise dafür, dass asymmetrische Kriegsführung die bevorzugte Strategie von Rebellen, Dissidenten und extremistischen Gruppierungen wird und zu einer wachsenden Bedrohung für die Sicherheit der Allianz und den ihr unterstehenden Institutionen werden wird. Meistens operieren derartige Organisationen in kleinen, verdeckten Gruppen und haben kein anerkanntes Territorium und keine Bevölkerung, die es zu verteidigen oder zu versorgen gilt. Eben deshalb können derartige Kontrahenten besonders gewalttätige, tödliche und rücksichtslose Kampfhandlungen initiieren, ohne Rücksicht auf zivile Verluste oder negative Reaktionen von Seiten der eigenen Bevölkerung. Außerdem können jene, die im Kampf fallen, als Märtyrer dargestellt werden, um weitere Anwärter für ihre Sache zu gewinnen. Über die Jahre hat man etliche Möglichkeiten zusammen getragen, um asymmetrischer Kriegsführung zu begegnen und die Komplexität, Tragweite und der Maßstab dieser Bedrohung werden mittlerweile durchaus anerkannt und nicht länger als kleine, nichtige Ärgernisse betrachtet. Einiges zum Thema Asymmetrische Kriegsführung wurde nieder geschrieben und viele Maßnahmen, dieser Bedrohung zu begegnen, wurden vorgeschlagen, angenommen und ausgeführt. Doch noch gibt es keinen großen, strategischen Leitfaden, der die vielen unterschiedlichen Facetten dieser Bedrohung aufgreift und entkräftet.

Dem soll mit folgenden Zeilen etwas Abhilfe geschaffen werden. Es ist wichtig, sich hierbei auf die Bewältigung zukünftiger Bedrohungen zu konzentrieren, anstatt sich mit dem Kritisieren alter Fehlschläge aufzuhalten. Die Probleme in Westfall sind hierbei nur ein Zeugnis davon, dass konventionelle Kriegsführung durchaus inadäquat werden kann, wenn es um das Kontern asymmetrischer Kriegsführung geht.

Die Natur der Asymmetrischen Kriegsführung
Motivation

Krieg ist nichts anderes als die Fortführung von Politik mit anderen Mitteln. Der Begriff Asymmetrische Kriegsführung bezieht sich also auf bewaffnete Konflikte, die politische Ziele vorantreiben sollen und – wie der Name schon sagt – beinhaltet sie eine unproportionale Verteilung von Aufwand, Mitteln und Kampfkraft. Anders als konventionelle Kriegsführung wird sie meistens ( wenn auch nicht immer ) von der schwächeren Seite initiiert.

Warum aber würden vernünftige Personen, die zahlenmäßig und militärisch hoffnungslos unterlegen sind, auf bewaffnete Konflikte zurückgreifen? Eine recht beliebte Erklärung ist, dass derartige Gruppierungen einfach mental gestört oder moralisch verkommen sind – oder beides. Ich selber muss dem widersprechen und es als leichtfertig daher gesagte Äußerung abtun, obwohl Gruppierungen wie der Scharlachrote Kreuzzug durchaus moralisch verkommen und die Zellen des Schattenhammers durchaus mental gestört sein konnte. Doch die Psychologie hinter der Asymmetrischen Kriegsführung unterscheidet sich nur in dem Punkt von normaler Psychologie, dass die Gruppendynamik derartiger Organisationen abnormal intensiv sein kann. Ein Beispiel wäre die Bande um Seff McFarlane.

Doch was die moralische Verkommenheit angeht, könnte man sagen, dass Anwender der Asymmetrischen Kriegsführung zu den moralisch fanatischsten Personen Azeroths gehören.
Doch Asymmetrische Kriegsführung ist meistens eine Strategie des letzten Auswegs und ihre Anwender sind davon überzeugt, dass der Zweck alle Mittel heiligt und ihre Ziele alle angewandten Maßnahmen rechtfertigen. Abermals muss ich hier auf den Scharlachroten Kreuzzug hinweisen.

Eine andere Erklärung führt mich zurück zum Schattenhammer, dem Kult der Verdammten oder den Kultisten der Brennenden Legion: Ihre extremistische Ideologie selbst ist ihre größte Motivation, wenn es darum geht, Böses zu tun. Hier geht es nicht um die Verzweiflung einer unterdrückten Minderheit. Hier geht es um Hass bar jeder Moral und dieser fanatische, wahnsinnige Hass wird auf den Feind gerichtet.

Es ist allerdings ein Trugschluss, dass Feindseligkeit und Hass durch die Indoktrinierung einer extremistischen Ideologie wach gerufen werden. Furcht und Kummer, nicht Dogma, sind die beiden Hauptursachen für Zorn, der langfristig zu Feindseligkeit werden kann. Um ein Ventil für diese Feindseligkeit zu finden, greifen manche Menschen letztendlich auf Gewaltanwendung zurück. Die Ideologie also dient mehr der Rechtfertigung als der Motivation zu andernfalls kriminellen und moralisch fragwürdigen Handlungen.

Betrachtet man unterschiedliche Kulturen und ihre Mentalitäten, muss hier allerdings hinzu gefügt werden, dass die meisten übergreifenden Interaktionen ein weites Areal friedlicher Lösungen, gewaltfreier Alternativen oder eben gewalttätige Kampfhandlungen vorweisen. Und gerade weil man denken könnte, ein Kompromiss oder eine friedliche Lösung sei unter vernunftbegabten Wesen doch nicht undenkbar, macht es die Erklärung, warum jemand sich lieber der asymmetrischen Kriegsführung als einem Frieden widmet, nicht einfacher. Manchmal liegen die Faktoren, die ein Lebewesen zum Folgen dieser oder jener Ideologie bewegen, eben innerhalb - aber auch außerhalb - dessen, was wir begreifen oder analysieren können.

Sobald also jemand überzeugt ist, dass die Ursache für Furcht und Kummer bei Anderen liegt, können Kampfhandlungen von Seiten dieser Mächte eher die Entschlossenheit und Unterstützung stärken, anstatt sie zu brechen. Selbst bei Menschen, die unter anderen Umständen nie auf Gewalt zurück greifen würden. Sich mit unterdrückten, verzweifelten Personen zu identifizieren und auf sie zuzugehen ist daher der bevorzugte Weg von derartigen Organisationen, um neue Mitglieder anzuwerben. Viele Mitglieder dieser Gruppen kannten sich bereits vor jeder Kampfhandlung und die Verbundenheit innerhalb solcher Gruppen kann sehr stark sein. Viele Gruppierungen entwickeln dabei einen eigenen Verhaltenskodex, oft an der Grenze dessen, was normalerweise akzeptiert wird. Neue Mitglieder werden rasch diesen verbogenen Moralwerten ausgesetzt.

Ziele der Asymmetrischen Kriegsführung
Obwohl alle bewaffneten Konflikte viel gemeinsam haben, können ihre strategischen Ziele stark variieren. Das Primärziel von Asymmetrischer Kriegsführung ist allerdings psychologischer Natur, nicht militärischer natur. Man will den Gegner einschüchtern und direkt oder indirekt Furcht und Schrecken verbreiten, was den politischen Zielen der Anwender dienlich werden soll. Dieser Eindruck soll nicht nur dem eigentlichen Feind gelten, sondern auch der breiten Öffentlichkeit. Oft versucht man, dem entgegenzuwirken. Doch Kunde kann sich schnell verbreiten und nicht immer aufgehalten werden, besonders nicht auf ziviler Ebene.

Die Anwender von Asymmetrischer Kriegsführung greifen also auf Infiltration und Guerillaangriffe zurück und versuchen, direkte Kampfhandlungen mit dem zahlenmäßig und militärisch überlegenen Feind zu vermeiden. Dies ist ein direkter Gegensatz zur konventionellen Kriegsführung, bei der sich Streitkräfte direkt gegenüber stehen und das Ziel ist, die feindlichen Truppen auszudünnen, den Kampfeswillen zu brechen und dem Verlierer nach der Niederlage seinen Willen aufzuzwingen.

Das zweite Ziel der Asymmetrischen Kriegsführung ist es, die Herzen und Seelen von potentiellen Sympathisanten und Unterstützern zu gewinnen. Damit gewinnt man finanzielle und logistische Unterstützung, Zuflucht und die Möglichkeit, neue Mitglieder zu rekrutieren. Kein Anwender der Asymmetrischen Kriegsführung kann lange überleben - oder seine politischen Ziele erreichen - ohne wesentliche Unterstützung von anderen.

Organisation und Operationsrahmen

Derartige Organisationen gibt es in allen Größen, von kleinen, unabhängigen örtlichen Gruppierungen bis hin zu größeren, landesweiten Institutionen. Alle teilen sie die grundlegenden, strategischen Ziele und die Vorliebe für verdeckte, unkonventionelle Operationen. Die Unterschiede liegen meist im Maßstab dieser Operationen.

Hier gibt es die einzelnen Angriffe und die größeren Aufstände. Letztere werden meist von größeren Organisationen initiiert, oft durch geschickte Manipulation der örtlichen Bevölkerung. Dennoch ist die Größe der Organisation nicht zwangsläufig ausschlaggebend für die Tragweite ihrer Angriffe. Der Scharlachrote Kreuzzug hatte ein Territorium von Tirisfal bis in die Östlichen Pestländer und beschränkte sich meist auf einzelne, kleinere Angriffe. Eine Bevölkerung gab es nicht, die man hätte manipulieren können. Jede größere Offensive wäre ein enormes Risiko gewesen. Die Bruderschaft der Defias hingegen hat es in ihren besten Zeiten geschafft, einen Großteil von Westfall zu beeinflussen. Die Späherkuppe selbst war einigen Angriffen ausgeliefert. In diesem Fall wurde aus der Asymmetrischen Kriegsführung sogar die konventionelle, als die stetigen, raschen Angriffe schließlich ein Überwältigen der Westfallbrigade möglich machten. Sprich: Das Überwältigen des Feindes zwecks Erreichens der militärischen Ziele. Unter Vanessa van Cleef konnte die Bruderschaft zwar erheblichen Schaden anrichten, doch vermochte sie diesen Sieg nicht wirklich zu nutzen.

Organisationstechnisch wird es auch hier Befehlsketten und Strukturen geben, die sich mit Militärorganisationen durchaus vergleichen lassen können. Die Intensität von Motiavation und Loyalität kann sich innerhalb solcher Gruppierungen jedoch deutlich voneinander unterscheiden, so dass es eng verbundene, fanatische Anhänger geben mag und jene, die das geringere Übel gewählt haben und von Furcht und Kummer in die Arme derartiger Gruppen getrieben wurden.

Taktiken der Asymmetrischen Kriegsführung

Taktiken der asymmetrischen Kriegsführung können sehr facettenreich sein und sich kontinuierlich verändern. Die Wahl des Vorgehens und des Ziels hängt vom Überraschungsmoment und der größten psychologischen Wirkung auf den Feind ab, sowie auf das geringste Risiko eines Scheiterns. Alles davon ist einem stetigen Wandel unterworfen.

Das Element der Überraschung ist ausschlaggebend, initiiert ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel zwischen Angreifer und Verteidiger. Der Angreifer versucht, möglichst unerwartet anzugreifen und dabei möglichst verwundbare Ziele zu treffen. Der Verteidiger muss nicht nur die Verwundbarkeit von möglichen Zielen mindern, sondern auch die stetig wechselnden Angriffe und Ziele vorhersehen.

Kontern der Asymmetrischen Kriegsführung

Asymmetrische Kriegsführung ist so alt wie aufgezeichnete Geschichte und in den vergangenen Jahrhunderten hat sie sich stetig weiter entwickelt, wie auch die konventionelle Kriegsführung selbst. Das Widerherstellen und Aufrechterhalten der zivilen Ordnung ist ein wichtiger Schritt, ebenso das Beschwichtigen und Zurückgewinnen der Zivilbevölkerung, um dem Feind die Unterstützungswege abzuschneiden. Hierbei ist es jedoch wichtig, mit den Gegenmaßnahmen nicht weniger flexibel zu werden als der Feind selbst. Es gilt, sich dem Gegner anzupassen, sich mit seiner Motivation und Ideologie vertraut zu machen.

In den Gedanken vieler ist der Glaube verankert, das Asymmetrische Kriegsführung nichts anderes sei als konventioneller Krieg in kleinerem Maßstab. Eben diese Sichtweise fixiert sich darauf, dass man den Gegner mit zahlenmäßiger und militärischer Überlegenheit besiegen wird. Zu schnell lässt man die Besonderheit dieser Art von Kriegsführung außer Acht und obwohl die grobe Kelle durchaus erfolgreich sein kann, kann konventionelle Kriegsführung auch eine enorme Verschwendung von Geld und Mitteln bedeuten. Größere Armeen ermüden sich selber am scheinbar schwächeren Feind.

Theoretisch ist es möglich, einen Feind, der sich Asymmetrischer Kriegsführung bedient, zu beschwichtigen – oder durch eine Strategie der Brutalität und Erbarmungslosigkeit zu bezwingen. Doch realistisch betrachtet begibt man sich mit letzterer Möglichkeit selber auf das Gebiet der moralischen Verkommenheit, ganz zu schweigen vom psychologischen Effekt auf den Feind, auf die Unterdrückten und auf die breite Öffentlichkeit. Kurz gesagt: Asymmetrische Kriegsführung kann nicht alleine durch Waffengewalt gelöst werden.

Krieg ist nichts anderes als die Fortführung von Politik mit anderen Mitteln, schrieb ich am Anfang. Und möglicherweise sollte man, wo konventionelle Kriegsführung scheitert, wieder zur Politik zurück kehren. Gespräche suchen. Man muss in seiner Vorgehensweise also selber facettenreich werden und sich jeder individuellen, asymmetrischen Bedrohung auch individuell anpassen.

Es gilt, den militärischen, zivilen und öffentlichen Rahmen im Auge zu behalten. Es gilt zu kooperieren, zu koordinieren. Es gilt, dem Feind jeden Angriffspunkt zu nehmen und jede Unterstützung zu nehmen, sei es durch Beschwichtigung und Rückgewinnung der Zivilbevölkerung, oder durch geschicktes Trennen und Überwachen der selbigen. Asymmetrischen Kriegsführung ist flexibel, also muss man auch flexibel sein, wenn man sie kontern möchte. Dies kann auch bedeuten, den Gegner in einem kontrollierbarem Rahmen zu halten, anstatt ihn auszulöschen. Die Herangehensweise muss also auf die Bedrohung zurecht geschnitten werden. Die Mittel, um Asymmetrische Kriegsführung zu führen, sind meist billig. Konventionelle Kriegsführung ist es nicht. Es gilt also, sich mit der Furcht und dem Kummer des Gegners auseinander zu setzen, dem Feind jeden Nährboden zu nehmen.

Man muss es selber mit psychologischer Kriegsführung versuchen, um den Kampfeswillen des Feindes zu untergraben. Und dies kann auch ohne Furcht und Schrecken funktionieren. Keine Gruppierung kann lange ohne Zuwachs und Unterstützung existieren, so wird es also auch ein Kampf um die Gemüter. Es ist weit schwieriger, einen Feind umzustimmen, als einen neutralen Menschen. Dies ist die Herausforderung. Auch müssen Worten Taten folgen, um glaubwürdig zu bleiben. Versprechen helfen wenig, werden sie nicht gehalten, ist dies kontraproduktiv. Es gilt, dem Feind die Möglichkeit zu nehmen, seine politischen Ziele zu erreichen.

Aufklärung ist wichtig, um sich der Größe der Bedrohung bewusst zu werden: Wenn möglich sollte man etwas über das Territorium, die Anzahl, die Bewaffnung und der Ziele seines Feindes in Erfahrung bringen. Wenn möglich, könnten Präventivschläge ausgeübt werden. Primärziel bleibt jedoch die Ordnung, der Schutz der Bevölkerung und der Wiederaufbau. Gewalt ist eine Möglichkeit, einen Konflikt zu beenden. Die ausgestreckte, helfende Hand eine andere.
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