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 Der Grauschmiedsche Führungsentwurf (Öffentlich)

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Orodaro

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BeitragThema: Der Grauschmiedsche Führungsentwurf (Öffentlich)   Der Grauschmiedsche Führungsentwurf (Öffentlich) EmptyMi Aug 11, 2021 12:47 am




Der Grauschmiedsche Führungsentwurf

Für die schnelle Schaffung zielgerichteter Führungsstrukturen im offenen Einsatz






Zur Erlangung der Skriptorenwürde
von Feritan Grauschmied, Rottenmeister des Dämmersturms




Die Geschichte des Dämmersturms ist eine Geschichte von Führungspersönlichkeiten. Die Rotten Renfray, Grauschmied (des Älteren), von Wellenheim, Everard, Veidt, Torfstich und Goldschild tragen die Namen nur weniger ausgezeichneter Rottenmeister, die sich auf ewig in die Annalen unserer heiligen Hallen meißelten. Doch geraten die ebenso vortrefflichen Rottenmitglieder dabei außer Acht. In Erinnerung, das gilt in vielerlei Hinsicht, blieben nur jene Namen, die schlussendlich ihr Einverständnis gaben, gemeinsam gefasste Pläne in die Tat umzusetzen. Aus diesem Grund - und weil die Grundlage einer optimistischen Einschätzung des eigenen Anführers aus der nackten Angst vor Eigenverantwortung erwächst - sehen wir die auf den gegenwärtigen Einsatzleitern drückende Last und, ich will das vorsichtig formulieren, manch hilflose Fehlentscheidung, die der Erfolsquote des Dämmersturms gefährlich abträglich geworden ist. Ich schreibe diesen Aufsatz, um einen Vorschlag zu unterbreiten, der den gegenwärtig vorherrschenden Führungsstil im Dämmersturm verbessern soll; zur Entlastung der Einsatzleistung und zur Förderung aller mitgeführten Qualitäten.

Der 48. Eintrag der heiligen Statuten des Dämmersturms schreibt bei freien Einsätzen, also in einer Situation, in der die Führung der sich im Einsatz befindlichen Truppen unklar ist, die Wahl eines Einsatzleiters aus der und durch die Truppe vor, wobei dem ranghöchsten Mitglied des Dämmersturms ein verpflichtendes Vorrecht auf die Einsatzleitung zugesprochen ist. In der Vergangenheit gab es keine Schwierigkeiten dahingehend, die geforderte Wahl durchzuführen geschweige denn einen Einsatzleiter festzulegen. Vielmehr blieb stets die Frage offen, welche genauen Zuständigkeiten neben der Einsatzleitung den anderen Einsatzteilnehmern zufallen. Da es sich nicht immer um restlos ausgebildete (gewählte) Einsatzleiter gehandelt hat, fand auch keine originelle Herstellung von Zuständigkeitsstrukturen statt. Das soll, ganz verkürzt heißen, dass dem Einsatzleiter sämtliche einsatzbetreffende Entscheidungen zufielen, während die Einsatzmitglieder, sowohl durch die Einsatzleitung als auch aus sich selbst heraus, auf ausführende Organe reduziert wurden. Alleinige Fehler der Einsatzleitung führten dementsprechend zum Fehschlag des Einsatzes, während etwaige Infragestellung der Entscheidungen des Einsatzleiters zwar möglich war, jedoch nur sehr vorsichtig zum Ausdruck gebracht wurde und unzweifelhaft die Autorität der Einsatzleitung berührte, so diese nur allzu oft Bedenken nachgab.

Eine Berufungsstruktur vermag dem Abhilfe zu verschaffen. Es braucht daher ein Leitungsformat, das mehrere bis alle Einsatzteilnehmer in die Verantwortung ruft. Ich empfehle dies den Rottenmeistern, indem sie die Stärken ihrer Rottenmitglieder erkennen und einfordern. Allem voran empfehle ich es jedoch als Richtlinie für freie Einsätze, in denen Gruppenmitglieder zusammen tätig werden müssen, die üblicherweise nicht aufeinander eingespielt sind.


1. Eine grundlegende Unterscheidung, die in Führungsbelangen erkannt werden sollte, ist die der taktischen und strategischen Führung. Die taktische Führung bezieht sich auf unmittelbare Handlungen im Rahmen eines gegenwärtig sich vollziehenden Geschehens. Darunter fallen direkte Anweisungen im Gefecht oder bei der Durchführung eines Manövers - egal ob im Rahmen eines Kampfeinsatzes oder bei friedlicheren Tätigkeiten. Die strategische Führung bezieht sich dagegen auf zukunftsgerichtete Vorgehensweisen in einem größeren Maßstab. Sie entscheidet den theoretischen Überbau der taktischen Vorgänge eines Einsatzes, wertet die Ergebnisse aus und beschließt das weitere Vorgehen in einer abgegrenzten Planungssituation. Gesetzt, es ginge darum, den Dieb einer Kutsche aufzuspüren, wäre die strategische Leitung damit beauftragt, alle Hinweise zu studieren, miteinander zu vergleichen und die Richtung der Ermittlungen zu bestimmen, während die taktische Leitung dafür verantwortlich ist, die Ermittlungen vor Ort zu koordinieren, auf die richtigen Ecken hinzuweisen und sicherzustellen, dass gründlich gearbeitet wird. Ein anderes Beispiel, nämlich die Schlacht im Totensumpf, führt die strategische Leitung in Form eines Befehlsstabes vor, der im Vorfeld der Schlacht und (weitestgehend) hinter der Front verfügend, die Geschicke der Schlacht gesteuert hat, während die taktische Leitung bei den Rottenmeistern und Gruppenführern lag, die unmittelbar an den Kampfhandlungen teilnahmen, um darauf einzuwirken. Beide Formen von Leitung sind nötig, um Erfolg zu gewährleisten. Die strategische Leitung legt die Stücke des Mosaiks zusammen, die auf taktischer Ebene in Form geschnitten wurden oder, anders ausgedrückt, verhalten sich Strategie und Taktik zueinander wie die Architekten zu den Zimmerleuten.

Während ein Rottenmeister über die Erfahrung verfügen sollte, sowohl auf strategischer als auch taktischer Ebene zu führen, darf er sich dennoch nicht scheuen, strategische Fragen von seiner Rotte diskutieren zu lassen und in taktischen Belangen durch Übung und Eigenverantwortung der Rottenmitglieder ein zielgerichtetes Ineinandergreifen der Vorgänge zu gewährleisten, ohne genaue Befehle aussprechen zu müssen. Das schließt eine gewisse Tragbarkeit von Planabweichungen mit ein, denn wenngleich das betreffende Rottenmitglied nicht ganz nach den Vorstellungen des Rottenmeisters handeln mag, so handelt es dennoch schneller und kraft seiner eigenen Klugheit, Intuition und beruhend auf dem individuellen Überlebenswillen. Bisweilen - ich würde sagen, häufiger als nicht - übertrifft das Handeln aus diesen drei Kräften heraus die unmittelbare Weisung des Befehlshabers in Fragen der Zweckdienlichkeit. Dies sei über Rotten und ihre Meister gesagt.

Im freien Einsatz jedoch, wo Streiter des Dämmersturms einander mehr oder weniger unvorbereitet begegnen und bemüht sind, in ungewohnter Gruppenzusammensetzung zu arbeiten, sollte die strategische Leitung aus einer gemeinsamen, gleichberechtigten Abstimmung erwachsen, während der gemäß der Statuten gewählte Einsatzleiter die Funktion ausfüllt, diese Abstimmungen sicherzustellen. Zusätzlich kommt ihm die taktische Leitung zu, denn im Eifer des Gefechts braucht es eine starke Stimme, die etwaige Verwirrung ausräumt und klare Befehle in Richtung Einsatzerfolg ausspricht. Dabei kann er den Einsatzteilnehmern natürlich die gleichen Freiheiten einräumen, wie ich es bereits den Rottenmeistern riet. Es versteht sich, dass die gleichberechtigte Abstimmung in strategischen Fragen nicht obligatorisch ist, wenn der Einsatzleiter den Rang eines Rottenmeisters hat. Ferner sollten alle Eidträger das Recht auf Einspruch genießen, das sich dergestalt erklärt, dass ihre Verneinung eines Vorschlags zwangsläufig eine andere Vorgehensweise nach sich ziehen muss. Die Gelehrten sprechen hierbei vom sogenannten Veto. Auf diese Weise werden die Statuten und hehren Ränge des Dämmersturms respektiert; insofern als das Tagelöhner und Mitläufer einen Eidträger niemals überstimmen können.


2. Es versteht sich, dass die Streiterinnen und Streiter des Dämmersturms über verschiedene Fähigkeiten verfügen. Eine gute Einsatzleitung gewährleistet, dass die einzelnen Gruppenmitglieder ihre Stärken zugunsten des Einsatzerfolgs ausspielen können. Dazu darf auch gehören, dass Einsatzmitglieder in ihrem betreffenden Fähigkeitenbereich ein Vorrecht auf Entscheidungen genießen. Gilt es etwa, die Frage zu erörtern, ob eine Steilwand zu erklimmen sei oder nicht, sollte die gleichberechtigte Abstimmung innerhalb der Einsatzgruppe nicht zu Ungunsten des erfahrenen Bergsteigers ausfallen. Es empfiehlt sich daher als mögliche Zusatzmaßnahme der Einsatzleitung, im Vorfeld des Einsatzes, die einzelnen Gruppenmitglieder als Fachmänner und -frauen ihres jeweiligen Bereiches festzustellen. Diesen erwählten Fachmännern und -frauen kommt dann die alleinige strategische Entscheidung zu, wenn sich im Verlauf des Auftrags eine Frage auftut, die ihren betreffenden Bereich angeht. Dies kann sehr unterschiedlich ausgestaltet werden. Ich möchte jedoch folgende, schnelle Verteilung der Einsatzrollen anbieten, um etwaigen Streitgesprächen und Grübeleien im Einsatz vorzubeugen.

Meister der Kriegskunst: Sollte es zu strategischen Fragen kommen, bevorstehende Kampfhandlungen betreffend, ist dieses Gruppenmitglied zuständig.

Meister der Aufklärung: Fragen der Ermittlung, des Beobachtens, des leisen Fortbewegens und der Beschaffung wichtiger Hinweise fallen in die Zuständigkeit dieses Gruppenmitglieds.

Meister der Versorgung: Alle Fragen der Versorgung, jene der medizinischen Maßnahmen, des Transports und der Verwaltung von mitgeführten Gegenständen fallen diesem Gruppenmitglied zu.

Meister des Gesprächs: Verhandlungstaktiken, Überzeugung, die Art und Weise, in der sich die Gruppe inszeniert und ferner, wie sie den Dämmersturm vertritt, klärt der Meister des Gesprächs.

Meister des Handwerks: Wann immer die Gruppe sich Fragen ausgesetzt sieht, die den Bau von Gegenständen, Einrichtungen oder Verteidigungsanlagen in den Raum stellen, hat der Meister des Handwerks die Entscheidungsgewalt.

Ich betone, dass es sich hierbei nur um Angebote handelt und ausschließlich strategische Entscheidungen in die Zuständigkeit der Fachmänner und -frauen fallen. Ferner möchte ich darauf hinweisen, dass sich diese Zusatzstruktur nur dann anbietet, wenn auch wirklich passende Fachmänner und -frauen vorhanden sind. Es bringt nichts, die einzelnen Rollen nur um ihrer selbst willen auszufüllen. Fühlt sich beispielsweise niemand dazu in der Lage, die Rolle des Meisters der Aufklärung auszufüllen, sollte sie - wie in Punkt 1 beschrieben - grundsätzlich durch gleichberechtigte Abstimmungen und nicht durch eine bestimmte Person verwirklicht werden. In den meisten Fällen wird es ausreichend sein, ausschließlich auf die Vorschläge unter Punkt 1 zurückzugreifen, doch sollten etwaige fachmännische Fertigkeiten nicht ungenutzt bleiben. Besonders wenn im Vorfeld des Einsatzes Hinweise bestehen, dass diese auch benötigt werden.


3. Die Zurückhaltung einzelner Gruppenmitglieder bei der strategischen Einsatzplanung besteht, wie zuvor erwähnt, in der Hoffnung auf gute Leitung bei gleichzeitiger Furcht vor einer eigenverantwortlichen Entscheidung, die zu ihren Ungunsten verlaufen könnte. Darunter fällt (unter anderem) die Angst vor Bestrafung und dem Verlust von Ansehen gegenüber anderen Gruppenmitgliedern. Um die klügsten Gedanken einer Einsatzgruppe zu gewinnen und diese zum Vorteil des Dämmersturms ausspielen zu können, muss jeder Einsatzteilnehmer dazu aufgefordert sein, einen eigenen Vorschlag in die strategische Entscheidungsfindung einzubringen. Das heißt, dass er nicht bloß eine Stimme ob der kühn vorgetragenen Vorschläge anderer Gruppenmitglieder abzugeben hat, sondern immer auch selbst verpflichtet ist, einen Vorschlag einzubringen. Wenn ein Gruppenmitglied einen Vorschlag vorbringt, der sich mit dem Vorschlag eines anderen Gruppenmitglieds decken würde - also wenn sie hier bereits einer Meinung sind - muss das Gruppenmitglied, das zu einem späteren Zeitpunkt nach seinem Vorschlag gefragt wird, einen neuen Vorschlag erdenken. Dieser zweite Vorschlag darf natürlich auf einem anderen Vorschlag aufbauen. So wird, wie die Gelehrten sagen, Kritik systematisiert und zugunsten neuer Erkenntnisse und besserer Entscheidungen eingesetzt; nämlich indem jeder etwas vorschlagen muss, auch wenn er bereits mit einem früheren Vorschlag einverstanden war. Erst wenn alle Gruppenmitglieder einzigartige Vorschläge zur Debatte beigetragen haben, darf über die strategische Entscheidung abgestimmt werden. Ich empfehle diesen Vorgang auch zur Schulung zukünftiger Führungskräfte - aber vielmehr doch ganz grundsätzlich, um die versammelte Klugheit der Einsatzgruppe vollständig zu gebrauchen.


Dies sind die drei Säulen des Grauschmiedschen Führungsentwurfs. Ich erhoffe mir davon eine Verbesserung und Entlastung der Führungskräfte im Dämmersturm. Insbesondere, wenn sie diese Funktion nur selten bis gelegentlich ausfüllen. Zudem erwarte ich aus meinen Vorschlägen heraus, die ich aus vielen Erfahrungsberichten, dem Wissen mir vorhergehender Generationen und eigenen Überlegungen entwickelt habe, eine Stärkung der dämmersturmschen Kameradschaft, gemäß des Gebetes der Wellenheimer Lanze, das ich abschließend zitieren möchte. Geteilte Verantwortung ist in der Summe größer denn die Verantwortung derer, die alleine herrschen.


Licht.
Wir sind Söldner.
Wir sind die Kinder des Chaos und die Boten der Zerstörung.
Wir sind die geißelnde Tide des Krieges.
Er ist unsere väterliche Gewalt.

Doch wir stehen gemeinsam im heiligen Bund.
Der Kontrakt ist unser Blut.
Der Befehl ist unser Wille.

Schenk uns die Kraft, diesen Bund zu erhalten.

Auf dass Ordnung ist, wo sonst Chaos herrscht.
Und Ordnung den Geist erhält, während Chaos die Klinge führt.

Wir sind der brennende Sturm in der Dämmerung.
Die Sturheit ist unser Kredo und die Leere unser Feind.

Leite uns dem Sturm entgegen, der wir selbst sind, um zu schärfen den Geist und zu wecken den Blitz der Existenz.

Wir wissen: Die Lanze schützt!
Auf ewig.
Und Kaderwulst ist eine Lüge.

Dies ist die Litanei der Wellenheimer Lanze.
Das erste Gebet des Dämmersturms.
Und die Hymne des Büßerfeldzuges.



Ich bedanke mich für die Unterstützung dieser Arbeit bei meinen kundigen Lehrmeistern, dem gesamten Skriptorium (das mir in manch stilistischer Frage - wie man sagt - sehr weiterhalf) und wohl auch meiner lieben Mirabelle, die mir leichtherzig und fürsorglich, wie ich grübelnd auf den Äckern Alteracs saß, doch stets mit aufmunternden Worten und einem kühlen Glas Milch beistand.


Dem Sturm entgegen
Die Lanze schützt
Und Kaderwulst ist eine Lüge

Feritan Grauschmied
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